Geschichte des Quartettverein Concordia Reinsfeld 1912 e.V.

Chronik des Quartettvereins „Concordia“ Reinsfeld

Eine Schar sangesfreudiger Männer gründete am 17. November 1912 im Rahmen einer „öffentlichen Versammlung im Zimmer´schen Saale in Reinsfeld“ den Gesangverein „Concordia“ Reinsfeld – zunächst ein reiner Männerchor. Die Aufnahmegebühr betrug 1 Mark und der Monatsbeitrag 50 Pfennig (damals der Preis für etwa 2,5 Liter Bier). Doch kaum zwei Jahre nach Gründung musste wegen des 1. Weltkrieges die Vereinstätigkeit bereits ruhen. Obwohl der Krieg dem Chor herbe Verluste beschert hatte, begann man bereits im Januar 1919 wieder mit dem Probenbetrieb. Im Juni 1925 wurde die Zusammenführung des Vereins mit dem 1923 neugegründeten „Quartettverein“ beschlossen. Damit verbunden war eine Namensänderung in „Quartettverein Concordia Reinsfeld“.  Im gleichen Jahr erhielt der Verein eine Standarte mit der Inschrift „Rein im Sang, treu im Wort, fest in Eintracht immerfort“.

Unter dem Dirigat von Karl Manderscheid, der den Chor über 40 Jahre lang leitete, strebte der Verein schon sehr bald und mit wachsendem Erfolg danach, sich in Gesangswettstreiten mit anderen Chören der Region zu messen. Im Ort zeichnete er, teils in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen, bis zur Gründung des selbstständigen Karnevalsvereins im Jahre 1970 verantwortlich für die Karnevalsveranstaltungen. Außerdem führte man zur Belustigung der Bevölkerung Familienabende und Theaterabende durch.

Leider wurde die Vereinstätigkeit wegen des NS-Gleichschaltungsgesetzes wieder unterbrochen. Mitte des Jahres 1933 wurde in Umsetzung dieses Gesetzes das „Führerprinzip“ auch in der Vereinslandschaft eingeführt. Dies äußerte sich formal darin, dass der Vorsitzende des Vereins „entsprechend der Gleichschaltung neugewählt“ wurde. Die Ernennung seiner Vertreter „unterlag der Genehmigung der höheren Stellen“. Ob der Gesang bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs im bisherigen Rahmen oder im Sinne der NS-Doktrin weiter gepflegt wurde, lässt sich nicht sagen, da die Chronik in dieser Zeit keine Eintragungen verzeichnet. 

Am 04. Oktober 1948 (Kirmesmontag) nahm der Verein seine Sangestätigkeit mit 45 Aktiven wieder auf. Der Monatsbeitrag wurde auf 1 DM (damals der Preis für etwa 1 Liter Bier) festgesetzt. Im Juni 1952 wurde im Rahmen des Jubiläumsfestes zum 40. Geburtstag als Ersatz für die (heute noch vorhandene) Standarte eine richtige Fahne geweiht. Mitte der fünfziger Jahre begann man damit, in Reinsfeld selbst die ersten Konzerte und später auch die Durchführung von Leistungssingen zu organisieren. Zu den Konzerten verpflichtete man nicht nur Männerchöre der Region, sondern auch Orchester und Musikvereine aus dem benachbarten Saarland und sogar die Sängerknaben aus Lothringen. Dank der unermüdlichen Arbeit des Dirigenten Karl Manderscheid, der erst 1965 an seinem 77. Geburtstag den Dirigentenstab weglegte,  konnte man bald an die Leistungen der Vorkriegsjahre anknüpfen und manchen Preis gewinnen.

Doch auch der Geselligkeit wurde über die ganze Zeit hinweg sehr viel Bedeutung beigemessen. Neben der Gestaltung der schon erwähnten Veranstaltungen im Ort wurden viele Vereinsausflüge und auch größere Fahrten bis weit in den Norden Deutschlands organisiert. So manche Freundschaft mit anderen Chören, zu denen teilweise heute noch Verbindung gehalten wird, wurde dabei geschlossen.

Nach Ausscheiden des langjährigen Dirigenten Karl Manderscheid war mit Hermann-Josef Steinheuer schnell ein neuer Dirigent gefunden. Mehr noch als seinem Vorgänger gelang es ihm, den Chor zu immer größeren Leistungen zu bringen und zu einem „Vorzeigechor“ in der Region zu etablieren. Nach einem ersten vergeblichen Anlauf (das Bundeschorsingen in Bernkastel 1968 wurde nicht bewertet) gelang es schließlich dem Männerchor im November 1975 in Sobernheim zum ersten Mal, den Titel „Meisterchor“ – die höchste Auszeichnung des Landeschorverbandes – mit der Note „Sehr gut“ zu erringen.

Auf Betreiben des damaligen 1.Vorsitzenden (Herbert Lenz) und 2. Vorsitzenden ( Helmut Stüber) und des Dirigenten wurde gegen manche Bedenken aus dem „Männerlager“ 1974 ein gemischter Chor etabliert, der schon bei seinem ersten Auftritt beim Familienabend im Januar 1975 beachtenswerte Leistungen bot. Im Frühjahr 1977 integrierte man schließlich den bestehenden Schulchor in den Verein. Unter der Ägide von Dirigent Steinheuer entstand auch eine Chorgemeinschaft mit mehreren Chören der Region, die sich am Ende auf die drei Männerchöre Reinsfeld, Osburg und Mertesdorf konzentrierte. Eine Vielzahl von weltlichen und geistlichen Konzerten – teils als Benefizkonzerte zur Unterstützung sozialer Projekte –  in Reinsfeld und in der Region entsprang dieser fruchtbaren Zusammenarbeit in den siebziger und achtziger Jahren.

Daneben wurde die Wiederholung der Leistungsprüfung auf Landesebene nicht vernachlässigt. Mit dem Versuch im Jahre 1985, beide Chorformationen gleichzeitig zum Meisterchortitel zu führen, hatten sich Dirigent und Verein wohl etwas viel zugemutet. Das Ziel wurde leider knapp verfehlt. Die Konzentration auf den Gemischten Chor in den kommenden Jahren zahlte sich schließlich aus. Die Formation errang 1989 beim Bundesleistungssingen in Klüsserath den begehrten Titel mit der Note 1,27. Leider beendete Steinheuer kurz darauf seine Arbeit als Dirigent.

Mit der Verpflichtung von Günter Weilerswist hatte der Verein abermals schnell Ersatz gefunden und, wie sich später herausstellen sollte, wieder ein großes Los gezogen. Er setzte zügig und erfolgreich die Arbeit seines Vorgängers fort und führte den Männerchor bereits 1994 beim Bundesleistungssingen in Klüsserath erneut zum Titel Meisterchor. Mit dem Gemischten Chor erwarb er den Titel, der 5 Jahre geführt werden darf, in den Jahren 2000 (höchste Punktzahl aller teilnehmenden Chöre) und 2005 zweimal in Folge.

Unter dem Dirigat von Günter Weilerswist belebte der Verein aber auch die „Konzertlandschaft“ wieder. Das große Schubertkonzert zum 200. Todestag des Komponisten (1997), das Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Konzert anlässlich des 90 jährigen Vereinsjubiläums (2002) oder die Open-Air-Konzerte (2004 und 2007) seien nur beispielhaft herausgestellt.

Das Leistungsspektrum der beiden Chorformationen ließ auch überregionale Institutionen aufhorchen. So erhielt der Verein schon 1985 die Gelegenheit, bei der von der Sparkasse Trier initiierten Schallplattenproduktion „Brücken“ zu Gunsten eines Guten Zweckes mitzuwirken. Im Jahr 2000 gestaltete der Verein in offiziellem Auftrag des Landkreises das Freundschaftssingen anlässlich der 10 jährigen Partnerschaft der Kreise Trier-Saarburg und Saalfeld-Rudolstadt (Thüringen) und ein Jahr später die Begleit-CD zum Chorheft „Choreley 2001 – Stadt, Land, Fluss“ des Kultursommers Rheinland-Pfalz mit. Auch der SWR wurde auf die Chorformationen aufmerksam. 2001 durfte der Gemischte Chor bei der SWR 4-Radiosendung „Heimatmusikanten“ in der Hochwaldhalle Hermeskeil mitwirken und 2004 erfolgten für diese Sendung Rundfunkaufnahmen mit dem Gemischten Chor im Studio in Kaiserslautern.

Mit Gründung der Formation „Chorschatten“, die 1997 aus einer Laune heraus entstand und inzwischen ein eigenständiger Verein ist, begann man die Veranstaltungslandschaft auch mit A-cappella-Konzerten zu bereichern. Im Mai 2000 verpflichtete der Verein mit der Formation „6-Zylinder“ zum ersten Mal Profis für ein Konzert. Sie sollten nicht zum letzten Mal in Reinsfeld gewesen sein. Bereits ein Jahr später gestaltete der „Chorschatten“ zusammen mit zwei regionalen Formationen sein erstes eigenes Konzert und beim Konzert mit der Profigruppe „BASTA“ aus Köln im Jahre 2004 durfte sie erstmals schon als Vorgruppe fungieren. Die Organisation dieser Konzerte ging mit der Eigenständigkeit der Formation ab 2007 in deren Hände über. Die Verbindung zum „Mutterverein“ ist geblieben, da einige Sängerinnen und Sänger in beiden Vereinen aktiv sind. Darüber hinaus hat die Leiterin des „Chorschattens“, Andrea Stüber, die Chorleiterlücken beim Verein bereitwillig übernommen. Sie waren entstanden durch den plötzlichen Tod des Dirigenten Günter Weilerswist und 2011 in Vorbereitung des  Jubiläums zum 100. Geburtstag durch die Trennung von seinem Nachfolger.

Was zunächst eine Übergangslösung sein sollte, dauert nun schon 10 Jahre an. Mit Andrea Stüber erhielt der Quartettverein neuen Schwung und Antrieb. Mit dem ersten Chorprojekt „Klangmomente“ 2016 konnte man einen beachtlichen Chor mit über 100 Sängerinnen und Sängern „zusammentrommeln“, der in einem halben Jahr Probenzeit ein anspruchsvolles Programm einstudierte. Zusammen mit den beiden Formationen des Quartettvereins und dem Meisterchor Fohren-Linden lieferten sie ein bombastisches zweistündiges Konzert ab, das den Zuhörern Gänsehautmomente bescherte und sie spätestens beim Schlussapplaus förmlich von den Kirchenbänken riss. Die Veranstaltung fand 2018 zum zweiten Mal mit gleichem Erfolg statt. Mit der viermaligen Teilnahme an der Trierer Chormeile zusammen mit der A-cappella-Formation Chorschatten, die sie ebenfalls leitet, erweckte die neue Dirigentin sowohl die Zusammenarbeit zwischen den beiden Chören wie auch die Außenwirkung zu neuem Leben. Auch die Verbindung zum ortsansässigen Kirchenchor und dem Musikverein wurde durch gemeinsame Gestaltung von Konzerten wieder belebt. Ihr Hang zur perfekten Präsentation des Chorgesangs führte zwangsläufig dazu, das Können auch von „höherer Instanz“ bewerten zu lassen. Über 22 Jahre waren schon vergangen, als sich der Männerchor 1994 zum letzten Mal einem Leistungssingen stellte und den Titel Meisterchor mit der Note „Hervorragend“ erwerben konnte. Man musste also wieder von vorne beginnen. Über die Stufen 1 und 2, die sie 2017 mit Bravour in einem „Rutsch“ stemmten, erlangten sie 2019 schließlich zum 3. Mal den Titel „Meisterchor“ und zogen mit dem Gemischten Chor gleich. Für ihr vielfältiges musikalisches Engagement überreichte Gerd Sackenheim Chorleiterin Andrea Stüber im Auftrag des Vorstandes des Fachverbandes Deutscher Berufschorleiter (FDB) 2017 die Ernennungsurkunde zur Chordirektorin (FDB).

Zwangspause durch Corona

Freitag, der 13. März 2020 war für den Verein wie für viele andere auch ein Unglückstag. Es war bis auf weiteres die letzte Singstunde. Die Aktiven wurden gesangstechnisch zu einer Vollbremsung gezwungen. Der Coronaschutzverordnung fielen schließlich alle Planungen hinsichtlich Konzerte und Leistungssingen zum Opfer. Es begann mit dem Coaching am 25. April, setzte sich fort mit dem für 6. Juni geplanten Konzert der Meisterchöre und endete vorläufig mit der Absage des Leistungssingens am 27. Juni. Letzteres wurde unter Beibehaltung der schon ausgewählten Literatur auf 2021 verschoben, aber inzwischen erneut abgesagt. Doch Stillstand war für den Chor keine Lösung. Auch er nutzte intensiv die Verbindungen, die die moderne Technik anbot. Die Dirigentin erschien jeden Freitag pünktlich um 19.30 Uhr in einem Video in der whatsapp Gruppe  mit diversen Angeboten zur Stimmbildung und/oder Aufmunterung. Um das Vereinsleben und die Gemeinsamkeit nicht gänzlich zum Erliegen zu bringen, traf man sich, soweit es die langsam eingeführten Lockerungen zuließen, bei besserem Wetter auch in Kleingruppen zu Wanderungen. Mit den im Juni 2020 eingeführten Lockerungen wurde der Probenbetrieb wieder aufgenommen. Die umfangreichen Auflagen ließen zwar nur Registerproben zu, aber mit der Kulturhalle, die für diesen Zweck wieder freigegeben wurde, war zumindest dies möglich. Mit der weiteren Lockerung für das Singen im Freien war am 19.09. im Pfarrgarten erstmals wieder eine Gesamtprobe möglich. 

Die Freude darüber währte nicht lange. Mit den steigenden  Infektionszahlen im Monat Oktober wurde für den Monat November leider auch wieder der Chorgesang auf Null gestellt. Also wieder Zwangspause! Diese war dann im Juni 2021 wieder zu Ende und aufgrund der schnelleren und weiter gehenden Lockerungen war auch Probenarbeit mit dem gesamten Chor möglich. Der unbändige Drang sich auch in der Öffentlichkeit wieder zu präsentieren, mündete schließlich in einem „Mitsingkonzert“ am 30.07.2021 im Reinsfelder Pfarrgarten (Einzelheiten siehe Bericht im Lokalteil des TV vom 05.08.2021).

Ausblick in das Jubiläumsjahr 2022

Der Verein feiert im kommenden Jahr sein 110 jähriges Bestehen. Das will man mit folgenden Veranstaltungen begehen:

10.07.2022 Fahnenfest am Musikpavillon.
Es ist die 4. Auflage der Freiluftveranstaltung, die anlässlich der Restaurierung der Vereinsfahne 2015 initiiert worden war.

29.10.2022 Konzert Klangmomente mit Projektchor
Es ist die 3. Auflage der Veranstaltung (in der Pfarrkirche).

Außerdem nimmt die Formation „Gemischter Chor“ am Bundesleistungssingen (11./12.06.2022) teil, das 2020 und 2021 ausfallen musste. Geplant ist an dem Termin das Absolvieren der Stufen I und II. Das ist zwar eine Herausforderung, aber die Formation Männerchor hat das 2017 auch schon mit Bravour gemeistert.

Kleiner Werbeblock!

Auch wenn der Verein im Augenblick noch gut dasteht, hat die Vergangenheit gezeigt, dass sich das schnell ändern kann. Alter, Krankheit, Beruf und andere Gründe führen schnell zur Reduzierung der Aktiven und lassen auch einige Stimmlagen in „Schieflage“ geraten, sodass die klangliche Ausgewogenheit leidet. Im Augenblick ist das in den Lagen „Alt“ und „2. Bass“ der Fall.
Unser Chor ist bunt und abwechslungsreich wie unsere Lieder auch, dazu familiär und aufgeschlossen. Viele Aktivitäten außerhalb des Singens (Familienabende, Wanderungen, Jahresabschlussfeiern etc.) fördern eine wunderbare Gemeinschaft in der es sich lohnt mitzumachen. Kommen sie und lassen sie sich von uns anstecken. Wir freuen uns auf viele nette Begegnungen.